Overlock & Coverlock – wer kann was?

Was sind das eigentlich für Maschinen, was können die und braucht ihr so was ?
Overlock- und Coverlockmaschinen sind zwei grundverschiedene Maschinentypen, die es als kombinierte und als alleinstehende Maschinen gibt. Beides sind Kettenstichmaschinen, daran zu erkennen, dass diese Maschinen keine Unterfadenspule hat, sondern der Unterfaden kommt wie der Oberfaden auch, von einer normalen Garnrolle, die auf dem Garnständer steht. Diese Maschinen sind hochspezialisiert, für einen kleinen Aufgabenbereich gedacht, nähen den dafür aber perfekt. Eine normale Nähmaschine soll dagegen alles können, dafür näht Sie manches eben nicht so toll, besonders auf elastischen Stoffen und an Stoffkanten sind die „Normalos“ nicht so gut, das kann die Overlock besser.
Deshalb gilt: die Overlock ersetzt keine normale Nähmaschine sondern ergänzt sie.
Die Overlock ist spezialisiert auf das nähen an der Stoffkante. Sie kann aber auch nur an der Kante nähen. Sie müssen schon tief in die Trickkiste greifen um mit einer Overlock eine Naht mitten auf einem Stoff zu zaubern. Ruhig bleiben nicht fluchen und gaaanz viel Geduld haben – oder eine spezielle Maschine wie die Brother CV3550 dafür verwenden (die kann von beiden Seiten covern).

Jede moderne Overlock kann mit einer oder zwei Nadeln und 2, 3 oder 4 Fäden nähen, wobei das 2-fädige nähen auch schon unter Trickserei fällt, also üblich ist das nähen mit 3 oder 4 Fäden. Die Naht ist wahlweise ca. 6 oder 4mm breit, wobei die Nahtbreite nur ganz selten über einen Drehknopf zu verstellen ist, sondern die Nahtbreite richtet sich nach der verwendeten Nadel. Benutzen Sie beide Nadeln oder nur die linke erhalten Sie eine etwa 6mm breite Naht, benutzen Sie nur die rechte Nadel, erhalten Sie eine etwa 4mm breite Naht, durch entfernen des Kettelfingers erhalten Sie einen Rollsaum, der etwa 2mm breit ist. Bei ganz wenigen Maschinen können Sie darüber hinaus noch die Stichbreite verstellen, dazu muss aber der Kettelfinger mit dem Messer kombiniert sein, und das gibt es sehr selten, die echten Babylock haben das. Ansonsten wird bei Ovierlock zwar gerne mit verstellbarer Stichbreite geworben, gemeint ist aber die Schnittbreite und die darf eigentlich nicht verstellt werden, da die Naht nur mit exakt richtig eingestellter Schnittbreite schön gelingt.

Mit der 4-fädigen Overlock nähen Sie viele Stoffe direkt zusammen und versäubern in einem Arbeitsgang. Besonders elastische Stoffe lassen sich hervorragend verarbeiten. Jede Overlock hat einen Differentialtransport, damit wird das ausdehnen und wellen von elastischen Stoffen verhindern. Einen dreh am Knopf und du bekommst auf jedem Stoff die perfekte Naht. Sie können mit der Overlock alle Stoffe direkt zusammennähen, die nicht stark belastet werden. Einzig Hosen- und Rocknähte werden besser mit der normalen Maschine genäht, da sich eine Overlocknaht bei extremer Belastung auseinanderzieht. Trotz alledem werden diese Stoffe mit der Overlock versäubert, ob vor dem zusammennähen, so dass Sie die Nähte auseinanderbügeln können, oder nachher bleibt Geschmacksache. Ich nähe meine Hosen mit der normalen Maschine zusammen und versäubere sie anschließend mit der Overlock. T-Shirts, Sweatshirts, Blusen, Hemden, Pullover, Unterwäsche, Dekosachen, Gardinen, Bettwäsche, Schlafanzüge, eben alles was nicht extrem belastet wird, kann in einem Arbeitsgang mit der Overlock genäht und versäubert werden. Gucken Sie sich mal die Nähte eines gekauften T-Shirts von innen an. Das ist eine Overlocknaht. Sie kann 4-fädig oder auch nur 3-fädig genäht sein. Der vierte Faden ist eine Sicherheitsnaht, auf den verzichtet die Konfektion schon mal gerne.

Also, wenn ihr etwas zusammennähen möchten, benutzt alle 4 Fäden. Möchtet ihr Stoffe nur versäubern, reichen meist 3 Fäden. Ob mit der linken oder rechten Nadel genäht ist egal, Sie erhalten entweder eine breite oder schmale Overlocknaht.
Die letzte Naht, für die eine Overlock wirklich konstruiert ist, ist der Rollsaum. Der Rollsaum ist ein Kantenabschluss an dünnen Stoffen, Tüchern, Brautkleidern, auch manchen T-Shirts. Der Rollsaum ist eine Kantenabschluss der nicht umgenäht wird, sondern sichtbar getragen wird.
Er wird 3-fädig, mit der rechten Nadel genäht, der Kettelfinger muss dazu entfernt werden.
Das sind die Nähte für die eine Overlock gedacht ist. Sie sind leicht einzustellen und erfordern nur wenig oder keine Änderung der Fadenspannung.

Kann eine Overlock noch mehr Stiche?

Mittlerweile wird viel Werbung gemacht mit möglichst vielen verschiedenen Stichen und Nähprogrammen, Flatlock, Decksaum und was es sonst noch alles gibt. Selbst eine spezielle Seite im Internet, die sich nur mit Overlockern befasst und diese vergleichen will, schreibt solch vollkommen praxisuntaugliches Zeug. Bitte lasst euch nichtvon solchen Auflistungen verschiedener Stiche oder auch Nähprogramme täuschen. Jede 4-fädige Overlock kann erstmal das gleiche. Mit jeder, ob es beworben wird oder nicht, könnt ihr Flatlock, Decksaum und und und nähen. Eine Overlock ist nicht wie eine normale Nähmaschine, an der du an einem Knopf drehst und schon näht sie einen anderen Stich. Eine Overlock muss immer mehr oder weniger umgebaut werden. Die Nadelanordnung muss geändert werden, sie wird anders eingefädelt, die Schnittbreite muss verstellt werden, die Spannungen geändert, also richtig was für Bastler. Die Stiche, die für eine Overlock sind, sind der 4-fädige Overlock mit innenliegender Sicherheitsnaht, die 3-fädige schmale oder breite Naht und der Rollsaum. Das sind die 4 Grundnähte einer Overlock, dafür muss nicht viel verstellt werden, dafür ist sie vorgesehen. Schon das nähen mit 2 Fäden ist ziemlich kompliziert. Wenn wirklich eine richtige 2-fädige Overlocknaht rauskommen soll, müssen auf jeden Fall die Spannungen vollkommen verstellt werden. Noch mehr an den Haaren herbeigezogen ist der Flatlock. Die normale Overlock muss total verstellt werden, und das Nähergebnis ist nach meinem Geschmack nicht zufrieden stellend.

Anders bei Babylock: Bei den großen Babylock sind spezielle Einfädelungen vorgesehen, mit gesonderten Fadenführungen, um solche ausgefallenen Nähte recht leicht zu realisieren.

Garne

Die Overlocknaht ist meist eine Naht, die ihr am fertigem Kleidungsstück von außen nicht mehr seht, deshalb muss auch die Garnfarbe nicht so genau passen. Die meisten Näherinnen benutzen ein helles Garn für helle Stoffe und ein dunkles für dunkle Stoffe. Es wird spezielles Overlockgarn benutzt, es ist dünner als normales Nähgarn, so dass die Naht nicht so dick aufliegt. Es ist aber auch sehr preiswert, so dass es sich nicht lohnt das normale teure Nähgarn zu verwenden. Ihr solltet jedoch auch beim Overlockgarn nicht zu den Billiggarnen greifen, da die eine sehr raue Oberfläche haben, und dafür eine andere Fadenspannung benötigen. Oft sogar wenn ihr zwischen hellen und dunklen Garnen wechseln.
Wir empfehlen Trojalock von Amann-Mettler.

Kann das Messer abgeschaltet werden?

Bei vielen Overlocks kann man das Messer abschalten, was dann als Pluspunkt dargestellt wird. Ich frage mich nur, wozu sollte ich jemals das Messer abschalten? Der Grund liegt in der Nähweise einer Overlock. Der Stich wird am sogenannten Kettelfinger gebildet, deshalb kann die Maschine auch ohne Stoff nähen. Der Kettelfinger gibt auch die Nahtbreite vor. Das Messer ist dazu da, den Stoff genau so abzuschneiden, dass er in den schon fertigen Stich passt, der auf dem Kettelfinger gebildet wurde. Darum lässt sich bei einer Overlock auch nicht so ohne weiteres die Stichbreite verstellen. Wird das Messer abgeschaltet, müsst ihr die Stoffkante exakt genau da führen, wo das Messer eigentlich schneiden würde, ansonsten ergibt sich ein schlechter Stich. Damit hängt dann auch die Verstellung der Schnittbreite zusammen, oft als Stichbreite beschrieben. Solange der Kettelfinger nicht mit dem Messer gekoppelt ist und das ist selten, muss die Schnittbreite sehr genau auf den Kettelfinger abgestimmt sein, damit ein schöner Stich rauskommt. Steht das Messer zu weit nach rechts, bleibt der Stoff breiter stehen und wird von der Naht seitlich zusammengezogen, das Stichbild sieht „krumpelig“ aus. Andersherum, wenn zuviel abgeschnitten wird, dann steht die Naht über der Stoffkante hinaus. Und das gleiche passiert, wenn du ohne Messer nähst, dann steht die Naht mal über oder zieht den Stoff zusammen. Wir raten unseren Kunden deshalb grundsätzlich davon ab, das Messer abzuschalten, sondern immer, wenn auch nur ein Paar Flusen, vom Stoff abzuschneiden.

Spannungsauslösung und Freiarm

Dann wird oft noch die Spannungsauslösung als Pluspunkt genannt, das ist bei einer Overlock nicht wirklich wichtig. Bei normalen Nähmaschinen ist die Spannungsauslösung wichtig, damit ihr den Stoff leicht von der Maschine wegziehen können, das ist bei einer Overlock sowieso nicht möglich. Ihr könnt bei einer Overlock nicht mitten im Stoff aufhören und den Stoff entnehmen, ihr müsst immer vom Stoff runternähen. Lediglich beim neu einfädeln muss das alte Garn erstmal raus, das geht mit einer ausgelösten Spannung eleganter.
Freiarm, na ja, ich habe ihn bei der Overlock noch nie benutzt, weil er immer ziemlich dick ist und nicht bis unter der Nadel frei ist, stattdessen kann ein röhrenförmiges Nähstück besser von innen genäht werden. Deshalb halte ich den Freiarm für kein wichtiges Kriterium.
Aber zu den wichtigen Kriterien für eine Kaufentscheidung sagen wir weiter unten mehr.

Wie viele Nähfüße brauche ich?

Eigentlich wird alles mit dem Standardnähfuss erledigt. Sie brauchen für die üblichen Nähte keine speziellen Nähfüsse.
Natürlich gibt es auch für Overlock´s Spezialfüsse. Wir finden einen Gummibandannähfuß toll, da legt man das aufzunähende Gummiband ein, drehe an der Rändelschraube, und schon wird das Gummi in der richtigen Spannung aufgenäht.
Blindstichfuß – gruselig!
Perlenannähfuss, mit dem soll frau ein Bleiband an einer Gardine annähen können – noch ungetestet.
Der Kräuselfuss geht genau so schlecht, wie mit dem Kräuselfuß bei einer normalen Maschine, bei solchen Arbeiten geht nix über einen Mehrstichkräusler, den gibt’s aber nicht für Overlocks.

Jetzt kommen wir zur Coverlock

Die ist schnell erklärt, sie kann eigentlich ziemlich wenig.
Die Coverlock ist hauptsächlich dafür gedacht die Doppelnaht am Saum von T-Shirts und ähnlichen Kleidungsstücken zu nähen. Diese Naht ist elastisch und zieht nicht seitlich zusammen. Da die Coverlock auch einen Differentialtransport hat, kann das ausdehnen und wellen von Stoffen verhindert werden. Wer einen perfekten Saum an einem elastischen Stoff haben möchte braucht dafür eine Coverlock.
Eine Coverlock kann mit einer, zwei oder auch drei Nadeln betrieben werden. Meist wird sie mit zwei Nadeln genutzt, sie näht dann eine elastische Doppelnaht auf dem Stoff, nicht wie die Overlock nur an der Kante. Die Breite dieser Naht ist durch die Nadeln vorgegeben und kann nicht anderweitig verstellt werden. Die Doppelnaht kann wahlweise mit der rechten und mittleren Nadel genäht werden, dann ist sie etwa 3 bis 4mm oder mit den beiden äußeren Nadeln, dann ist die Naht etwa 6mm breit.
Eine Coverlock kann auch nur mit einer Nadel betrieben werden, sie erhalten dann einen Geradstich oder einen Doppelkettenstich, der nicht elastisch ist.
In dem Fall näht lieber mit normalen Maschine.
Und das ist auch schon alles was die Coverlock kann, aber wie gesagt, wer es perfekt möchte – das ist die Lösung.
Nun es gibt Overlocker und Coverlocker als eigenständige Maschinen und auch als Kombination. Bitte geht da mit Vorsicht ran, überleget euch genau was ihr möchten.
Bei den kombinierten Maschinen sind wirklich zwei verschiedene Maschinen in einem Gehäuse untergebracht. Nun ist es so, wie bei der reinen Overlockern auch, dass ihr zwischen den Stichen nicht per Knopfdruck wählen, sondern die Maschine muss umgebaut werden. Bei einer einfachen Ovierlock´s ist das noch ziemlich schnell getan, bei einer Kombimaschine ist das schon aufwändiger. Sie muss vollständig anders eingefädelt werden, beide Nadeln werden in einen anderen Nadelhalter eingesetzt, das Messer und der Obergreifer werden abgeschaltet, die Messerschutzkappe wird entfernt und durch eine andere ersetzt. Der Umbau von Over- auf Coverlock benötigt, je nach Modell und können zwischen 3 und 10 Minuten. Vorteil einer kombinierten Maschine ist, dass ihr auch beide Nahtarten kombinieren können, so dass ihr eine Overlocknaht zusammen mit einer echten Sicherheitsnaht nähen können. Die Industrie näht so Hosen- und Rocknähte zusammen.
Aber bitte Vorsicht, gerade die preiswerten Kombimaschinen sind äußerst kompliziert zu bedienen, das macht überhaupt keinen Spaß. Die Maschine sollte zumindest über getrennte Einfädelwege für alle Fäden verfügen, manche dieser billigen Dinger haben für 7 möglicher Fäden nur 4 Fadenspannungen, da ist das Chaos vorprogrammiert.
Auch eine Elektronik in diesen Maschinen ist nicht wirklich hilfreich, sieht aber immer wieder gut aus.

Fazit

Wenn Sie mit einem Combigerät liebäugeln, tun Sie sich einen Gefallen und nehmen nur eine Babylock, es muss ja nicht gerade die Ovation sein.

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