Das wichtigste Bauteil einer Nähmaschine ist der Greifer. Dieses Teil heißt vermutlich so, weil er beim Nähen den Oberfaden greift. Der Greifer ist für das eigentlich nähen – das Stichbild verantwortlich – er verknotet den Oberfaden mit dem Unterfaden.
Die “normale” Nähmaschine erzeugt einen Doppel-Stepp-Stich, bei jedem Stich werden der Ober- und Unterfaden einmal umeinander verdreht, man nennt das auch Verknotung.
Over- und Coverlockmaschinen nähen einen Kettenstich, aus diesem Grund haben sie auch keinen Unterfaden.
Vier verschiedene Greifersysteme
Bei der Haushaltsnähmaschinen gibt es vier unterschiedliche Greifersysteme.
Der Greifer ist eins der wesentliches Qualitätsmerkmal einer Nähmaschine.
CB Greifer
Die Bezeichnung „CB-Greifer“ ist eine Abkürzung aus dem englischen und heißt „Central Bobbin Hook“ übersetzt „Zentral-Spulen-Greifer“. Im Gegensatz zu den uralten Schiffchen-Greifern, sitzt die Spule erstmals im Zentrum des Greifers.
Das eindeutige Merkmal des CB-Greifer erkennt ihr an seiner halbkreisförmigen Bewegung, er schwingt hin und her.
Der CB-Greifer wird seit ca. 1920 in Haushaltnähmaschinen eingebaut. Die Maschinen damals konnten nur einen Geradstich nähen – hierfür ist der CB-Greifer perfekt.
Bei den heutigen Nähmaschinen, mit Zick-Zack- und Zierstichen ist der CB-Greifer nicht mehr die erste Wahl.
Mit einer Ausnahme: BERNINA, sie verstehen den CB-Greifer perfekt!
Vorteile des CB-Greifers | Nachteile des CB-Greifers |
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geringe Herstellungskosten | schnelles Nadelbrechen bei unebenen Stoffen, Jeans, Quernähte |
sauberes Stichbild, da er den Faden beim nähen nicht verdreht | verheddern des Fadens am Nahtanfang |
arbeitet gut mit dicken Fäden | Fehlstiche und “fressen” des Stoffes bei elastischen dünnen Stoffen |
leicht zu säubern, da schnell auseinander zu bauen | Spezialnadeln für Jeans und Stretch erforderlich – sonst geht garnichts |
verklemmen des Greifers leicht möglich | |
nicht für professionellen Dauereinsatz geeignet | |
höchste Stichbreite 5,5mm, bei der einfachen Maschine | |
unruhiger und lauter Lauf der Maschine |
BERNINA
Die Nähqualität dieses Greifersystems ist sehr stark von der Konstruktionsgenauigkeit der Maschine abhängig.
Nur eine Firma schafft es durch eine exzellente Maschinenkonstruktion alle Nachteile zu beseitigen – BERNINA
Eine Bernina liegt bei 1000,00 € aufwärts, ein teurer aber absolut gerechtfertigter Preis.
Leider findet man den CB-Greifer jedoch in allen Billignähmaschinen.
Nähmaschinen bis etwa 200,-€ haben fast immer diese Technik.
Da aber in dieser Preislage keine hochwertige Mechanik zu bauen ist, zeigt der Greifer sich in diesen Maschinen von seiner schlechtesten Seite.
Nadelbrechen beim Jeans nähen, “fressen” von elastischen Stoffen sowie laute Nähgeräusche sind nir ein paar Beispiele.
Doppelt umlaufender Greifer
Der doppelt umlaufende Greifer (DUG) ist in etwa genau so alt wie der CB-Greifer. Er hat seinen Namen davon, dass er zwei Umdrehungen pro Stich macht.
Das Gegenteil zu den schwingenden Bewegungen der anderen damals verfügbaren Greifersysteme.
Der DUG ist vollständig aus Metall, ein Hersteller hatte damals versucht das Mittelteil des Greifers aus Kunststoff zu bauen, das hat sich jedoch nicht bewährt.
Der DUG sitzt in jeder Doppelsteppstich Industrienähmaschine. In Haushaltnähmaschinen ist er so gut wie ausgestorben.
Vorteile des doppelt umlaufenden Greifers | Nachteile des doppelt umlaufenden Greifers |
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sehr robust, lange Lebensdauer, eigentlich unkaputtbar | muss regelmäßig geölt werden |
in Haushaltnähmaschinen nahezu verschleißfrei | verdreht den Faden bei der Stichbildung, daher ensteht ein “unruhigeres” Stichbild |
sehr gut justierbar, da die Greiferspitze spielfrei am Getriebe hängt | nicht ganz so gut für dünne Stoffe |
näht sehr gut verschiedenste Materialien | kann nur von einem Mechaniker zerlegt werden |
für professionellen Dauereinsatz sehr gut geeignet | näht ungerne dicke Fäden – nur bei Bernina geht auch das problemlos |
kann bis zu 12mm Stichbreite verarbeiten | seht teuer, aller Wahrscheinlichkeit nach ist nur der B9-Greifer von Bernina noch teurer |
Der doppelt umlaufende Greifer ist der teuerste, aber auch robustete Greifer. Bis etwa 1990 baute jeder Hersteller von Haushaltnähmaschinen diesen Greifer bei deren hochwertigen Serien ein. Heute hat dieser Greifer in Haushaltmaschinen keine Bedeutung mehr.
Bernina baut den DUG in der 500er und 800er Serie ein, allerdings ist mir für eine Bernina das Stichbild des DUG nicht gut genug.
Bernina hat den B9-Greifer entwickelt, der eine deutlich besser Stichqualität liefert.
Horizontal-Greifer
Der Horizontal-Greifer ist die “moderne” Nähtechnik. Es ist auch ein doppelt umlaufender Greifer, allerdings technisch stark abgeändert.
Dieser Greifer wird in der Werbung gerne als horizontaler doppelt umlaufender Greifer bezeichnet oder als Drop-in System.
In der Industrie wird er für schwere Ledermaschinen verwendet. In dem Fall kostet der Greifer in etwa soviel wie eine gute Haushaltnähmaschine.
Vorteile des Horizontal-Greifers | Nachteile des Horizontal-Greifers |
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einfache Bedienung | das Mittelteil ist immer aus Kunststoff |
Spulenkapsel fest verbaut | das Mittelteil muss nach einigen Jahren schonmal ausgetauscht werden – es verschleißt und ist keine teures Ersatzteil |
darf nicht geölt werden | |
preisgünstige Herstellung | |
kann vom Näher mit geringem Aufwand gereinigt werden | |
relativ wenig Fadenspannung nötig | |
läuft sehr leise |
Berninas B9-Greifer
Das Prinzip des B9-Greifers ist nicht neu, diese Nähtechnik ist ein Mix aus dem CB-Greifer und dem DUG. Er wurde bereits in den 70er Jahren von Pfaff in der 200er Serie verbaut außerdem gehörte er viele Jahre als Standardgreifer der Husqvarna Nähmaschinen.
Bernina hat den Greifer extrem verfeinert, genauso wie sie auch den CB-Greifer für sich verfeinert haben.
Der B9-Greifer ist ein doppelt umlaufender CB-Greifer. Bernina hat ihn stark vergrößert, so dass er eine Stichbreite von 9mm schafft, Nebenprodukt davon ist eine sehr große Unterfadenspule, die etwa 80% mehr Faden aufnimmt. Diese Greiferart benötigt, wie der CB-Greifer, einen Treiber der ihn antreibt. Bemerkenswert sind die beweglichen Antriebsnocken dieses Greifers, Bernina hat dem Greifer damit direkt einen Fadenöffner verpasst, das heißt der Faden kann ungehindert nach oben gezogen werden. Solch eine Öffnertechnik gibt es sonst nur noch bei Industrienähmaschinen, man erreicht dadurch einen butterweichen Fadenabzug. Die Maschine näht somit wesentlich leiser und macht einen gleichmäßigeren Stich.
Der Greifer ist vollständig aus Metall, die Spulenkapsel ist aus Kunststoff, das ist jedoch kein Nachteil.
Das entnehmen der Kapsel aus dem Greifer ist etwas gewöhnungsbedürftigt, ihr drückt ein Hebelchen und die Kapsel wird von einer Feder rausgedrückt, je nachdem wie ihr drückt kommt die Kapsel Ihnen auch schonmal entgegen geflogen. Übung macht den Meister.
Vorteile des B9-Greifers | Nachteile des B9-Greifers |
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großes Fassungsvermögen der Unterfadenspule | er muss regelmäßig gesäubert werden |
läuft sehr leise | teuer in der Herstellung |
vollständig aus Metall | |
bis 9mm Stichbreite möglich | |
sehr robust | |
kann sehr dickes Garn nähen | |
läuft sehr leise |
Der B9-Greifer ist ein Mittelding zwischen DUG und CB-Greifer. Die Spule hat ein sehr großes Fassungsvermögen. Bernina hat ihn genauso verfeinert wie den CB-Greifer. Bemerkenswert sind die beweglichen Antriebsnocken dieses Greifers. Der Greifer ist vollständig aus Metall, die Spulenkapsel ist aus Kunststoff, das ist jedoch kein Nachteil. Das entnehmen der Kapsel aus dem Greifer ist etwas gewöhnungsbedürftig, weil total ungewohnt, Sie drücken ein Hebelchen und die Kapsel wird von einer Feder rausgedrückt, je nachdem wie Sie drücken kommt die Kapsel Ihnen auch schonmal entgegen geflogen. Mit etwas Übung kein Problem, eben nur ungewohnt neu.
Der Greifer läuft ähnlich leise wie ein Horizontalgreifer. Die Stichqualität entspricht der eines sehr guten CB-Greifers.
Danke das war ein sehr informativer Beitrag
Weiß jetzt warum ich meine Bernina liebe
Sei über 25 Jahren